Neue Wege gehen mit Anthon 4.0

150 Jahre technischer Fortschritt aus Flensburg: Der Sägenspezialist Anthon feiert runden Geburtstag. Deutschlands nördlichster Maschinenhersteller mauserte sich im laufe der Jahrzehnte von einer kleinen Werkstätte zu einem weltweit bekannten Hersteller von Spezialanlagen, die viel mehr können als nur Sägen, Beschicken und Abstapeln. Das Unternehmen lebt vor allem von seinen engagierten Mitarbeitern, die etwas bewegen wollen. ,,Maschinen- egal wie hochtechnologisiert sie sind- brauchen immer noch den Menschen, der sie erfindet und für sie am Markt eintritt“, sagt Geschäftsführer Ove Lange.

Es begann alles im Jahr 1865, als Wilhelm Anthon gemeinsam mit seinen beiden ältesten Söhnen Heinrich Johann und Hans Friedrich eine „ Mechanische Werkstätte“ mit dem Namen „Anthon & Söhne, Flensburg“ gründete. In der Werkstätte wurden zunächst selbstgebaute Öfen und Eisengussteile für die Region produziert. Gute Arbeit und Fleiß brachten das Unternehmen in den Folgejahren schnell voran. 1867 zog sich der Vater aus dem Geschäft zurück, dafür trat der dritte Bruder, Heinrich Jordt, der Firma bei. Die jungen Männer ließen die Maschinenfabrik eintragen und vergrößerten die Werkstatt. In Übereinkunft mit seinem Bruder Heinrich Anthon, der keinen männlichen Nachkommen hatte, übernahm Johann Anthon 1894 als Alleininhaber die Fabrik. Ein wichtiger Meilenstein erfolgte ein Jahr später: Die Firma Anthon schloss sich mit dem Maschinenhändler Wilcynski zusammen und baute fortan Holzmaschinen nach amerikanischer Bauart. Damit nahm auch der Export in andere Länder zu: Neben Skandinavien und Russland wurden auch Italien, Frankreich, Spanien und Portugal mit Anthon-Maschinen beliefert. Als Johanns Sohn Oskar 1913 die Firma übernahm, brachte er neben seinem Know-how im Maschinenbereich auch sehr gute Sprach ken ntn isse in Russisch mit. Die daraufhin forcierten Geschäftsbeziehungen nach Russland verhalfen dem Unternehmen zu einem guten Wachstum. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs musste die Fabrik allerdings auf Rüstungsproduktion umstellen. Als nach dem Krieg der Handel wieder florierte, starb Oskar Anthon. Seine Frau Marie übernahm die Firma und führte sie durch die schwierige Zeit des Zweiten Weltkriegs. Als auch dieser Krieg beendet war, startete das Unternehmen 1950 mit seinem ersten Messestand in Hannover in eine neue Ära. 1953 übernahm Johann Heinrich Anthon als Alleininhaber die Firma. Mit ihm lebte das Exportgeschäft wieder auf. Gleichzeitig wurde die Fabrik umfassend erneuert. Spezialmaschinen wie Vierseitenhobel- und Kehlmaschinen kamen als neue Produkte hinzu, zudem wurden Trennbandsägen ins Programm aufgenommen. 1960 folgten Breitbandschleifmaschinen und Plattenaufteilanlagen. Als Johann Heinrich Anfang der 1970erJahre erkrankte, übernahm Klaus Lange einen Großteil seiner Dienstreisen. Die Geschäfte führte zu diesem Zeitpunkt offiziell Johanns Bruder Nike Engelke. Mittlerweile baute die Firma Anthon Plattenaufteilanlagen in Serie. Konstruktion und Vertrieb entwickelten zunehmend spezielle Kundenanfertigungen nach Maß. 1978 schließlich kaufte Klaus Lange gemeinsam mit dem damaligen Prokuristen Ernst Günther Runge die Maschinenfabrik. In den 1980er-Jahren erweiterte Anthon seine Geschäftsbeziehungen und produzierte Maschinen für große Plattenwerke. Die Entwicklung von computergesteuerten Maschinen brachte dem Unternehmen Anerkennung. Anthon positionierte sich in einem immer stärker von Technologien getriebenen Markt als Pionier. Das Unternehmen mauserte sich in den 1980er- und 1990er-Jahren zu einem weltweit bekannten Hersteller von Spezialanlagen. Kurz nach der Jahrtausendwende trat Klaus langes Sohn Ove ins Unternehmen ein. Seit 2004 ist er geschäftsführender Gesellschafter. Mit ihm fungierte Anthon zunehmend auch als Generalunternehmen und integrierte Produktionsschritte anderer Hersteller in die eigenen Maschinen. Das Ergebnis sind komplexe Hightech-Produktionsstraßen, sozusagen der Beginn von ,,Anthon 4.0″. Denn heute baut der Maschinenspezialist Anlagen, die neben der Grundfunktion des Sägens, Beschickens oder Abstapelns viel mehr können. ,,Unser Unternehmen lebt von engagierten, klugen Köpfen, die etwas bewegen wollen. Denn Maschinen – egal wie hochtechnologisiert sie sind – brauchen immer noch den Menschen, der sie erfindet und für sie am Markt eintritt. Unser Team macht genau das. Engagiert und mit Blick in die Zukunft“, sagt Ove Lange anlässlich des Jubiläums 2015. Zählt man die Generationen familienübergreifend, dann verkörpert Ove Lange die sechste Generation der Anthon-Geschäftsführer. Und wie schon sein Vater eint ihn mit dem Unternehmen mehr als der Sinn für Familie. Vor allem das Interesse an neuen technischen Wegen und die Freude an Teamwork, ob mit seinen Mitarbeitern oder den Kunden, treibt ihn an: „Wer Neues entwickeln möchte, braucht Ideen, Mut und Energie. Das gilt im Sondermaschinenbau für jeden einzelnen Auftrag und das macht die Entwicklungen dann so besonders“. Eine der jüngsten Neuentwicklungen ist eine Maschinenanlage für den Möbelhersteller Germania. Hier setzt Anthon die Herstellung von Einzelprodukten in sehr kleiner Stückzahl um. Schnell und unkompliziert. Die Produktion erfolgt nach Kauf des Endkunden, also: on demand. ,,Neue Wege gehen heißt für uns, dicht am Kunden zu denken. Wenn dieser sich weg von hohen Stückzahlen hin zu individuellerer Produktion bewegen möchte, dann machen wir das technisch möglich.“ Und so kommt es, dass 150 Jahre nach Firmengründung in Flensburg ein 135 Mitarbeiter starkes Team Maschinenanlagen entwickelt und herstellt, die in der ganzen, zunehmend digitalen und vernetzten Welt Kunden zum Erfolg verhelfen.