Enge Kooperation zwischen Homag und Anthon

Der Flensburger Maschinenbauer ergänzt das Produktsortiment der Homag Group

Seit einiger Zeit geht die Homag Group konsequent den Weg mit intensiven Partnerschaften zu etablierten Unternehmen aus einem Spezialsegment, um das eigene Produktportfolio zu erweitern. Also frei nach dem Motto: Kooperation statt Übernahme. Nach Barberan im Bereich Kaschieren und Makor für Lackieranlagen, sowie gemeinsamen Projekten mit Grenzebach und Kuka, kam im Oktober eine weitere Kooperation: mit Plattenaufteil- Spezialist Anthon.

Die Homag Plattenaufteiltechnik GmbH und die Anthon GmbH haben eine Rahmenkooperationsvereinbarung getroffen und wollen künftig eng zusammenarbeiten. Ziel dabei ist es, die jeweils eigene Produktpalette zu erweitern und die Anforderungen der Kunden noch besser zu erfüllen. Homag Plattenaufteiltechnik ist innerhalb der Homag Group, dem weltweit führenden Anbieter von integrierten Lösungen für die Produktion in der holzbearbeitenden Industrie und dem Handwerk, der Spezialist für Maschinen und Anlagen für das Aufteilen der Platten am Beginn des Produktionsprozesses. Insbesondere Lösungen für die die sogenannte Losgröße 1, also die hochflexible und individuelle Fertigung von Möbeln sind das Spezialgebiet des Unternehmens. Anthon wiederum ist insbesondere mit Maschinen und Anlagen für die Plattenaufteilung im Bereich großer Stückzahlen und somit größerer Sägen sowie dem zugehörigen Handling erfolgreich. Insofern ergänzen sich die Produkte beider Unternehmen. „Wir können unseren Kunden mit der neuen Kooperation zusätzlich Sägen mit hohen Schnitthöhen anbieten und Lösungen aus einer Hand auch in diesem Segment verkaufen“, erklärt Wolfgang Augsten, Leiter der Business Unit Plattenaufteiltechnik in der Homag Group. „Zudem sind wir ab sofort der Partner von Anthon, wenn das Unternehmen kleinere Sägen oder in einem Projekt zusätzliche Maschinen benötigt.“ „Uns bietet die Zusammenarbeit die Chance unsere Produkte jetzt auch verstärkt in die Möbelindustrie zu bringen“, betont Ove Lange, Geschäftsführer der Anthon GmbH. „Mit der Homag Plattenaufteiltechnik GmbH und der Homag Group haben wir dafür die bestmöglichen Partner gefunden.“

Anthon: Beliefert die Schmidt Groupe mit zwei weiteren Anlagen

Robotertechnologie für den Hochleistungszuschnitt

Erneut hat sich die Schmidt Groupe für den Maschinenbauer Anthon als Anlagenlieferant im Bereich Zuschnitt entschieden. Seit 2017 gingen bereits zwei Sägelösungen von Flensburg nach Sélestat, jetzt folgen die Linien 3 und 4. Mit neuen Anforderungen, denn die hohe Leistung erfolgt noch kompakter auf kleinerer Fläche. Zudem sorgen Roboter vor und nach den Sägen für einen maximalen und vor allem individuellen Automatisierungsgrad.

Die Anthon GmbH lieferte 2017 für das modernste Werk der Schmidt Groupe im französischen Sélestat die bis dato leistungsstärkste Losgröße 1 Aufteilanlage. Mitte 2018 folgte eine baugleiche zweite Linie. Und auch bei den erneuten Investitionen in Frankreich blieb der erfolgreiche Möbelproduzent bei der Zusammenarbeit mit den Flensburgern – veränderte allerdings die Anforderungen im Vergleich zu den ersten Anlagen. Kein Problem für das Familienunternehmen aus dem hohen Norden Deutschlands: Es setzt bei der Entwicklung der Linien 3 und 4, die im Laufe des Jahres 2019 in Betrieb genommen werden, erfolgreich weitere Akzente: Fünf ABB-Robotor handhaben direkt vor und nach der Säge die vielfältigen Materialien. Und in noch einem Punkt unterscheiden sich die ersten beiden Anlagen von den neu geplanten: Die gleichen Aufgaben werden auf einer verringerten Fläche ausgeführt. Die Anlagen 3 und 4 sind quadratisch ausgelegt, so dass unterschiedlichste Plattengrößen in allen Richtungen in der Anlage liegen können. Der Kern der Anlage bleibt leistungsstark wie gehabt. Zwei Längssägen und zwei Vielblattdurchlaufsägen mit jeweils sieben Aggregaten stellen pro Schicht rund 12.000 Teile her. Dabei kann jedes Teil unterschiedlich sein – für Küchen, Büros sowie Badezimmer. Traditionell machte sich Schmidt mit Küchenmöbeln einen Namen, die über eigene Fachhandelsstudios vertrieben wurden. Die Strategie des Unternehmens geht aber ganz klar in Richtung Ausweitung des Portfolios, was auch den Anlagen in den Werken eine höhere Flexibilität abverlangt. Bei den Anthon-Anlagen ermöglichen automatische Schnittmaßeinstellung mit Übernahme des Datensatzes aus der Arbeitsvorbereitung und das Teilehandling mit Hilfe von Vakuumtraversen eine vollautomatische Losgröße 1 Produktion. Das MES übernimmt dabei die Schnittbilder aus dem Postprozessor zur Verfolgung im gesamten Fertigungsprozess. Jede Platte wird mit den dazugehörigen Daten sicher durch die komplette Anlage verfolgt. Eine Überwachung der Synchronität erfolgt an definierten Messpunkten. Neu ist bei den beiden Anlagen, die sich aktuell im Aufbau befinden, die Verknüpfung der peripheren Lager. Direkt vor der Säge befindet sich ein Hochregallager mit 15 Fächern je Linie für unterschiedliche Plattendekore beziehungsweise Plattenmaterialien. Ein Roboter wählt für den konkreten Kundenauftrag das passende Plattenmaterial aus dem richtigen Fach aus und schleust die Platte in die Aufteilanlage. Eine Aufgabe, die leichter klingt, als sie in der Ausführung letztlich war, denn wegen der kompakten Bauweise der gesamten Anlage gibt es direkt vor der Säge für den Roboter mehrere Kollisionspunkte, die er leer und beladen sicher umgehen muss. Bleibt nach dem Zuschnitt der konkreten Teile ein Reststück mit einer bestimmten Mindestgröße und Güte übrig, wird dies von einem zweiten Roboter direkt hinter der Säge aufgenommen und einem vertikalen Restelager zugeführt. Die Minimalgröße für Restteile liegt bei 600 x 600 millimetern, die Maximalmaße sind 2.850 x 1.300 Millimeter. Egal welche Abmessungen das Restteil innerhalb dieser Vorgaben letztlich hat, der roboter greift alle Platten mit einem Werkzeug. Sobald das System für die weitere Produktion das identische Dekor benötigt, prüft derselbe Roboter im Restelager, ob er das gewünschte Material zur Verfügung hat. Ist es in ausreichender Menge vorhanden, greift er es aus dem Regal und übergibt es einer Aufnahmestation in der zweiten höheren Anlagenebene, damit das Material über ein Vakuumportal wieder vor die Sägen gebracht und in die Anlage eingeschleust werden kann.

Anthon-Gesch.ftsführer Ove Lange im Kurzinterview

Asiatische Märkte gemeinsam mit Homag im Visier

möbelfertigung
Herr Lange, wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen, die Linien 3 und 4 genau wie die ersten beiden zu bauen?
Ove Lange
Natürlich wäre es für uns leichter gewesen, einfach das Funktionierende zu kopieren. Wir haben aber gemeinsam mit dem Schmidt-Leitungsteam bei der Linie 1 und 2 festgestellt, dass die Wege vom Lager zur Säge kürzer sein könnten und es entstand der Wunsch nach mehr Sortierungsmöglichkeiten in der Lagerhaltung. Das ist für unseren Kunden wirtschaftlicher und damit auch für uns gut. Wir freuen uns über den Erfolg unserer Kunden.

möbelfertigung
Losgröße 1 Aufteilanlagen sind in Europa bereits länger Thema für Möbelhersteller. Wie schätzen Sie den asiatischen Markt ein?
Ove Lange
Wir liefern bisher hauptsächlich Spezialkonzepte für Plattenaufteilanlagen an Plattenhersteller in Asien. Die Möbelindustrie werden wir uns mit der gerade geschlossenen Homag-Anthon-Kooperation weiter erschließen. Wir füllen mit unserem speziellen Nischen- Know-how deren Portfolio und erhalten so Zugang zu einem funktionierenden Vertriebsnetz in die asiatische Möbelindustrie.

möbelfertigung
Hat es da bisher gehakt?
Ove Lange
Wir haben uns den Markt der asiatischen Plattenindustrie mit Priorität vorgenommen. Die Platten müssen ja erst einmal hergestellt und aufgeteilt werden, bevor daraus Möbel entstehen. Nach dem wir diesen Markt sehr gut bedienen konnten, folgt der asiatische Markt der Möbelindustrie als logische Folge.

möbelfertigung
Wird es in Zukunft also auch Losgröße1 Aufträge in Asien geben?
Ove Lange
Anthon hat sich zu diesem Thema umfassend Knowhow aufgebaut. Zudem haben wir unsere heimische Produktionsstätte erweitert, das Programmierer-Team aufgestockt und mit Anthon Asia den Grundstein für ein Servicenetz in Fernost gelegt. Das heißt: Wir rechnen damit, zukünftig in Asien auch im Markt der Möbelfertigung stark präsent zu sein.